Sprache und Praxis und Netzwerk China – Alumniinterview mit Alexander Ziehe

Alexander Ziehe studierte Wirtschaft und Geschichte in Jena und Göttingen bevor er mit SP nach Peking kam – und dort im Anschluss auch blieb. Auch dank des Alumninetzwerks fand er nach dem Abschluss des Programms eine Stelle bei einem großen deutschen Mittelständler, für den er bis heute in Asien tätig ist.

Wo stehst Du aktuell?

Nach 5 Jahren, von denen ich 3 in Peking verbracht habe, habe ich kürzlich China verlassen. Aufgrund neuer Projekte werde ich in Singapur – unserem neuen regionalen Headquarter für ASEAN eine leitende Position übernehmen und von dort unsere regionale Expansion vorantreiben. Viele meiner Erfahrungen von Sprache bis Geschäftskultur werde ich dabei weiterhin nutze können, da es neben den zahlreichen Unterschieden, insbesondere in unserer Industrie auch viele Parallelen gibt. Nichtsdestotrotz werde ich China vermissen, freue mich allerdings auch auf die Dynamik und Potentiale in Südostasien. China bleibt auch in Zukunft beruflich und privat wichtig in meinem Leben und ich erwarte regelmäßige Reisen nach Shanghai und Peking.


Was hat Dich dazu bewegt, Dich für das Stipendium zu bewerben?

Schon im Studium konnte ich mich intensiv mit Globalisierungstendenzen in Wirtschaft und Politik auseinandersetzen. Dabei kam die wachsende Bedeutung Chinas auch in den Studieninhalten zu tragen. Dies war der Initialpunkt für mein Interesse an China.

Auf einer Reise nach Peking habe ich dann noch eine Alumna von S&P kennenlernen können und hatte daher die Chance aus erster Hand von dem Programm zu erfahren.

Und das alles vor Ort in Peking, eine Stadt, die mich sofort fasziniert hat.

Was hat Dich an China gereizt/ Warum gerade China?

1,5 Jahre zuvor bin ich durch verschiedene Provinzen in China gereist und war begeistert von der Dynamik. Die effiziente Infrastruktur, der Bauboom und die Digitalisierung im Alltag waren in der Form komplett neu für mich. Ich hatte von Anfang an das Gefühl hier wird das 21. Jahrhundert maßgeblich geprägt. Doch auch viele kritische Themen wollte ich besser verstehen, etwa die weiterhin große ökonomische Ungleichheit und Rolle von Politik im Alltag. Diese Komplexität hat ihren ganz speziellen Reiz.

Dazu kommen natürlich die „weichen“ Faktoren, wie das Essen, die wechselvolle Geschichte und die Reisemöglichkeiten vor Ort.

Zuvor war ich bereits im Rahmen meines Studiums in Finnland und den USA. Beide Aufenthalte haben mein Interesse am internationalen Umfeld bereits vor China geprägt. Allerdings hatte ich in China deutlich stärker das Gefühl, mich persönlich weiterentwickeln zu können.

Was macht den besonderen Charakter des SP aus?

Das Netzwerk! Sowohl aus Alumni als auch Chinesischen und Deutschen Experten.

Das Stipendium besteht aus dem notwendigen und intensiven Sprachstudium, der Praxisphase und spannenden Unternehmensbesuchen. Genau der richtige Mix nach vielen Jahren Uni, um sich auf das Berufsleben und China vorzubereiten. Ohne Chinesisch bleiben viele Türen verschlossen und der Alltag ist deutlich mühsamer. Daher sehe ich den Sprachkurs als wichtigen Enabler für einen längeren Aufenthalt vor Ort. Doch der wirkliche Unterschied zu vielen anderen Programmen ist der Zugang zum Alumninetzwerk und die Besuche bei Unternehmen und Organisationen in einem sehr privaten und offenen Rahmen, die aus erster Hand Informationen über das Arbeiten in China liefern. Dazu auch kritische Themen offen diskutieren zu können, war in der Form einmalig.

Wie hat SP Dein Leben als Berufseinsteiger geprägt und welche Chancen konntest Du durch das Stipendium nutzen? Wie ging es für dich danach weiter?

SP war für mich klar ein Karrierebeschleuniger. Mein internationales Profil und umfangreiches Chinawissen haben mir einen direkten Berufseinstieg in Peking bei einem deutschen Mittelständler ermöglicht. Die Stelle war bereits vor mir mit einem SPler besetzt und der einstellende General Manager hatte mit Alumni aus dem Programm sehr gute Erfahrungen gemacht.

Viele der Fähigkeiten und Erfahrungen aus dem Programm konnte ich direkt anwenden, von der Sprache bis zu Ideen aus den Unternehmensbesuchen und dem grundsätzlichen Bewusstsein kultureller Unterschiede. Daher war von Anfang an die Koordination von Projekten zwischen China und Deutschland ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit – ein Bereich, der für SPler mit ihrem Profil viele Chancen für einen Berufseinstieg bietet.

Doch allgemein hat mich das Programm auch indirekt weiter begleitet, insbesondere durch den regelmäßigen Austausch mit neuen Stipendiaten und Alumni.

Hast Du eine besondere Anekdote, die Du mit Deinem Stipendium verbindest? Etwas, was Dir besonders in Erinnerung geblieben ist, weil Du es nicht erwartet hast oder es besonders skurril war?

Es gibt nicht die eine Anekdote. Aber ich würde China wie folgt zusammenfassen: „Wenn du Probleme erwartest, ist es erstaunlich effizient und einfach. Wenn du funktionierende Prozesse erhoffst, sei auf Chaos gefasst.“