Auch in diesem Jahr haben sich die „alten“ S&P-lerInnen des 23. Jahrgangs aus ganz China für die S&P-Präsenzphase auf den Weg in die chinesische Hauptstadt gemacht. Dort erwarteten die neun StipendiatInnen vier spannende Tage, in denen sie den „neuen“ S&P-Jahrgang 24 kennenlernten, ihre Erfahrungen und Erlebnissen in China weitergaben, die eigenen Mandarinfähigkeiten bei der Abschlusspräsentation an der BFSU unter Beweis stellten, und ein letztes Mal offiziell zusammenkamen, um die gemeinsame Zeit in China Revue passieren zu lassen und sich über ihre Zukunftspläne auszutauschen.
Wie im vergangenen Jahr startete die Präsenzphase mit einem Kennenlernen beider Jahrgänge im German Center Peking. In gemeinsamer Runde begrüßte die neue Leiterin der DAAD Außenstelle in Peking, Ruth Schimanowski, alle anwesenden StipendiatInnen. Es folgte die Vorstellung der Praktika durch den S&P-Jahrgang 23. Die StipendiatInnen stellten nicht nur Unternehmen vor, die sich auch für Praktika des kommenden Jahrgangs eignen könnten, sondern teilten auch ihre ganz persönlichen Beweggründe, sich auf das S&P-Programm beworben zu haben, wie bei ihnen die Praktikumssuche verlief, und wie der Arbeitsalltag in China aussehen kann. Der rege Erfahrungsaustausch gleich zu Beginn des Aufenthalts hilft dem neuen Jahrgang, früh einen Überblick über das Chinesisch-Studium an der BFSU, das Begleitprogramm des DAAD, sowie die Praktika im Reich der Mitte zu gewinnen. Offen gebliebene Fragen, lustige Anekdoten aus dem Alltag und lebhafte Gespräche prägten nach dem offiziellen Teil das gemeinsame Teigtaschen-Abendessen in kleiner Runde.
Am zweiten Tag ging es mit dem Bus los in Richtung Tianjin. Die beiden deutschen Unternehmen Haver Technologies Tianjin, eine 100-prozentige Tochterfirma des Oeldener Familienunternehmens Haver & Boecker, und Schleifring Transmission Technologie (Tianjin) hatten die StipendiatInnen eingeladen, die Unternehmen in der Wuqing Development Zone, einem Distrikt Tianjins, zu besuchen. Tianjin ist mit circa 15 Millionen Einwohnern kleiner als das benachbarte Peking, bietet mit seiner Nähe zur Hauptstadt, den zwei großen Pekinger Flughäfen, einem eigenen, kleineren Flughafen und Hafen jedoch eine sehr attraktive Wirtschaftsinfrastruktur. Gleichzeitig sind die Lohn- und Lebenskosten in der Hafenstadt deutlich geringer als in Peking, sodass sich Tianjin in den letzten zehn Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort nicht nur für deutsche Unternehmen in China entwickelt hat.
Haver Technologies Tianjin und Schleifring Transmissions Technologie sind Vorzeigeunternehmen des deutschen Mittelstands und als Hidden Champions Weltmarktführer in ihrer Produktnische. Bei Haver Technologies Tianjin begrüßte Dr. Björn Lindemann die StipendiatInnen mit einer kurzen Unternehmenspräsentation, bevor es für einen Werksrundgang in die Produktionshalle ging. In der abschließenden Fragerunde kamen spannende Fragen nicht nur zum Unternehmen Haver Technologies auf, sondern auch solche, die sich auf die Gesamtsituation deutscher Unternehmen in China bezogen. Dr. Björn Lindemann beantworte diese Fragen mit fundiertem Fachwissen und umfangreichen praktischen Beispielen, sodass den StipendiatInnen ein tiefer Einblick in das momentane Geschäftsklima in China gewährt wurde.
Auch bei Schleifring Transmission Technologie wurden die S&P-lerInnen sehr herzlich empfangen. General Manager Ralf Gutsche und sein Kollege Herr Shi stellten die Firma und das namensgebende Produkt des Unternehmens, den Schleifring, vor, und zeigten die Unternehmenslage und Konkurrenzsituation im Zuge zunehmender Lokalisierung von High-Tech Produkten in China auf. Auch bei Schleifring erhielten die StipendiatInnen im Anschluss an die Firmenpräsentation die Möglichkeit, das Produkt Schleifring in der Produktionshalle aus nächster Nähe anzuschauen und sich über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten eines Schleifrings zu informieren.
Nach den beiden Besuchen in Tianjin ging es zum dritten und letzten Unternehmensbesuch zurück nach Peking. Die IT-Beratung Ventum mit ihrem Büro im Herzen Pekings hatte eingeladen, neben produzierenden Unternehmen auch eine lokale Beratungsfirma mit deutschen Wurzeln näher kennenzulernen. Die beiden Geschäftsführer in China, André Hemmerle und Verena Weinzierl, teilten ihren persönlichen Werdegang und ihre eigenen China-Erfahrungen mit den StipendiatInnen und haben gezeigt, wie das sagenumwobene China-Fieber sowohl den beruflichen Werdegang als auch den persönlichen Weg maßgeblich beeinflussen kann.
Nach den beiden ersten Tagen voller neuer Eindrücke ging es bei strahlend blauem Himmel an Tag drei für eine gemeinsame Mauerwanderung zum JinShanLing-Abschnitt unweit von Peking raus in die Natur. Vor der beeindruckenden Kulisse nordchinesischer Hügellandschaft hatten die S&P-lerInnen an diesem Tag noch einmal viel Zeit, sich untereinander auszutauschen und gemeinsam über die ein oder andere Geschichte “in China only” zu scherzen. Die Wanderung war für beide Jahrgänge der krönende Abschluss der gemeinsamen Präsenzphase, da der vierte und letzte Tag einzig für die Vorträge des 23. Jahrgangs an der BFSU vorgesehen war. Der 24. Jahrgang hatte vorerst frei – zur Vorbereitung auf die Zwischenprüfungen, die in der auf die Präsenzphase folgenden Woche an der BFSU auf dem Plan standen.
Der letzte Tag führte die S&P-lerInnen des 23. Jahrgangs zurück an die BFSU (in China unter der Abkürzung Beiwai bekannt). Nach knapp vier Monaten Abwesenheit waren alle recht erstaunt, was sich alles auf und um den Uni-Campus getan hat: Viele kleine Geschäfte und Läden waren abgerissen worden, der Rohbau des angrenzenden Hochhauskomplexes steht; die Uni hat den kompletten Eingangsbereich der Chinese Language School von Grund auf neu gestaltet. All diese Veränderungen erinnerten einmal mehr daran, was China für ein schnelllebiges und dynamisches Land ist. Zweck des Besuchs in Haidian war es, die eigenen im Praktikum vertieften Chinesischkenntnisse an der Beiwai zu präsentieren und abschließend zu evaluieren. Laut der anwesenden Lehrerin Sun Lin sind die StipendiatInnen regelrecht über sich hinausgewachsen und konnten während ihrer Praktika weiterhin wesentliche Sprachfortschritte erringen. Dieses sehr positive Feedback hat alle ermutigt, in den nunmehr letzten Abschnitt des Programms und der Praktikumsphase zu starten.
Die Präsenzphase, die alle StipendiatInnen – einmal als Neuankömmlinge und einmal als „erfahrene“ StipendiatInnen in der Praxisphase nach über einem Jahr Aufenthalt in China – erleben dürfen, ist ein wichtiger Bestandteil des Stipendienprogramms. Sie gibt sowohl den zwei aktuellen Jahrgängen die Möglichkeit, sich gegenseitig kennenzulernen und zu vernetzen, als auch dem „alten“ Jahrgang die Chance, die letzten knapp anderthalb gemeinsamen Jahre Revue passieren zu lassen und den Aufenthalt an der Beiwai abzurunden. Wir sind gespannt, wie es für alle StipendiatInnen weitergehen wird! 加油!