Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen!

Florian Hobelsberger studierte Betriebswirtschaftslehre (MBA, Dipl.-Betriebswirt (FH), B.A.) und war mit dem DAAD-Stipendium Sprache und Praxis von 2012 bis 2014 in China.

Aktuell arbeitet er im Bereich „Strategy and Business Development Manager“ bei einem deutschen Mittelständler. Er leitet ein Team und ist für die strategische Planung, Sales-Controlling und strategische Projekte verantwortlich.

 

 

Florian, was hat Dich dazu bewegt, Dich für das Stipendium zu bewerben?

Vor meinem ersten Auslandseinsatz 2007 als Tutor an der Shanxi University of Finance and Economics hatte ich eigentlich keinerlei Erwartungen. Schnell ist mir in der Zeit allerdings klargeworden, dass ich gerne für längere Zeit in China bleiben will. Ohne Sprachkenntnisse und Arbeitserfahrung war jedoch keine Stelle auffindbar, die mich überzeugt hat. Mein Berufseinstieg erfolgte dann in Deutschland, der Wunsch nach China zu gehen hat mich nicht losgelassen.

Als ich 2012 dann die Möglichkeit für das Stipendium bekommen habe, musste ich nicht lange überlegen und habe die Chance ergriffen. So konnte ich die Lücken schließen.

Das Stipendium war für mich die ideale Chance, die für einen beruflichen Erfolg in China erforderlichen Sprachkenntnisse und hilfreiche interkulturelle Praxiserfahrung zu sammeln. Insbesondere während der Sprachphase gab es auch die Freiheiten, Land und Leute auf eigene Faust kennenzulernen. Nach strategischen Projekten in der Praxisphase im Healthcare-Bereich für einen deutschen Mittelständler bin ich zu meinem jetzigen Arbeitgeber gewechselt.

Den Schritt, über das Sprache-und- Praxis-Programm nach China zu kommen, habe ich nie bereut.

 

Warum sollte es gerade China sein?

Um mich selbst aus dem Auswahlgespräch vor der Auswahlkommission zu zitieren: „Wenn Sie wollen kann ich Ihnen erzählen, dass ich die Kultur spannend finde, dass das Essen dort lecker ist, dass es super spannend ist das sich jeden Tag alles immer wieder ändert und dass die dortige Dynamik täglich spürbar ist. Alles davon ist wahr, aber das ist nicht der Grund warum ich nach China möchte: Es ist für mich das Lebensgefühl. Ich bin dort glücklich.“

 

Wow! Das mußt Du überzeugend rübergebracht haben! Nun aber zu dem, was Dich dann vor Ort erwartet hat. Du kamst ja schon mit beruflicher Erfahrung ins Reich der Mitte. Welche “deutschen” Aspekte hast Du in China einbringen können; welche “chinesischen” Eigenschaften haben Deine deutschen Perspektiven erweitert? 

Wie man so schön auf chinesisch sagt: „个有利弊“: Alles hat seine Vor- und Nachteile. Während die chinesische Hands-On-Mentalität und eine hohe Umsetzungsgeschwindigkeit sehr inspirierend sein können, ist in manchen Situationen eher ein systematisches und analytisches Vorgehen gefragt, das eher aus der deutschen Mentalität kommt.

Für mich der richtige Mix! Und zu wissen, in welcher Situation welches Vorgehen das Bessere ist, der Schlüssel zum Erfolg. Das lernt man zum Glück sehr schnell…

 

Was empfiehlst Du den neuen Stipendiaten, wenn sie in Peking ankommen?

Der wohl wichtigste Ratschlag ist: „Tief durchatmen!“. Der DAAD hat das Programm sehr professionell organisiert. Dennoch gibt es im Alltag immer wieder mal Überraschungen – und nicht jede davon ist gut. Anstatt sich groß aufzuregen hilft eines meist sehr (lehnt sich entspannt zurück): Tief durchatmen; die Lage überdenken, sich in Geduld üben und versuchen, eine Lösung zu finden. (lehnt sich wieder vor) Wie war Deine Frage vorhin nach dem, was ich hier in China gelernt habe? Das hat es wohl gerade sehr treffend beschrieben…

Oft ist es auch hilfreich, sich mit der Programm-Koordination des DAAD abzustimmen, soweit die Frage in deren Zuständigkeit fällt.

Aber das ist ja genau das Schöne an dem Programm: Man lernt auf eigenen Beinen zu stehen, hat aber immer noch den DAAD als Sicherheitsnetz, wenn man ein Problem nicht selbst lösen kann.

 

Gibt es ein Schlüsselerlebnis Deiner SP Zeit, welches Du mit uns teilen kannst?

Oh ja, es gab sicherlich einige Schlüsselerlebnisse, die kleine Meilensteine in der Entwicklung markiert haben: Das erste Mal ein Auto mieten, ohne Unterstützung einen Wohnungsvertrag zu unterzeichnen, Workshops komplett in Chinesisch abzuhalten, … dadurch wird die steile Entwicklung richtig greifbar.

Eine Anekdote, die mir meine ersten Fortschritte in der Sprache sehr bewußt gemacht hat, war aber ganz klar ein Gespräch beim Friseur:

他: 你去过长城吗?

我: 去过。

他: 喜欢吗?

我: 喜欢。 你呢?

他: 不喜欢。

我: 为什么?

他: 太长了。

An sich ein sehr simpler Dialog, dennoch für mich damals ein großer Schritt.

Ein Gedanke zu „Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen!

  • Januar 7, 2018 um 7:38 pm
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    Sehr interessant! Florian erzählt das sehr lebendig. Viel Glück!

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